
«Anfangs machte es mir schon Mühe, dass ich bei Weitem der Älteste in der Klasse bin. Die meisten anderen sind zwischen 15- und 18-jährig», erzählt Mohammed Hamid. Er selbst ist 38 Jahre alt und im dritten Lehrjahr der Ausbildung zum Maurer EFZ* bei der Marti Bauunternehmung AG. Einen Tag pro Woche besucht er die Berufsschule, vier Tage arbeitet er bei einem Bauunternehmen. «Die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend», sagt er. Das war er nicht gewohnt. In seinem früheren Leben arbeitete er als Philosophielehrer. Mohammed Hamid ist zusammen mit seiner schwangeren Ehefrau 2009 aus Syrien über die Türkei in die Schweiz geflüchtet. Er suchte nur eines: Sicherheit. «Damals, nach unserer Flucht, stand ich wieder am Anfang», erzählt er. «Sicherheit hatte ich gefunden, aber alles andere verloren: meinen Beruf, meine Sprache, meine Herkunftsfamilie.» Heute lebt Mohammed Hamid zusammen mit seiner Frau und zwei Töchtern in Luzern.
Individuelle Integrationsplanung
«2013 hatte ich erstmals einen Beratungstermin beim SAH Zentralschweiz», blickt Mohammed Hamid zurück. Migration Co-Opera, die Fachstelle des SAH Zentralschweiz für die berufliche Integration von Flüchtlingen, klärt im Auftrag des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Luzern individuell ab, welche Massnahmen für die sprachliche und berufliche Integration von Flüchtlingspersonen zielführend sind. Auch mit Mohammed Hamid wurde eine Integrationsplanung erstellt. «Eigentlich wollte ich an die Universität», erzählt er. Doch dazu fehlten ihm ausreichende Deutschkenntnisse. Über seine SAH Beratungsperson wurde er dem passenden Sprachkurs zugewiesen und absolvierte Kurse bis Niveau B2. Damit Mohammed Hamid seine Deutschkennt-
nisse anwenden konnte, wurde ihm eine freiwillige Person vermittelt. Parallel dazu erfolgten Abklärungen über die Berufs- und Studienberatung des Kantons Luzern, hier empfahl man ihm eine Berufslehre. «Ich entschied mich, eine Lehre als Maurer zu machen. Dann hat man viele Möglichkeiten.» Zu eben dieser Zeit wurde der Lehrgang «Perspektive Bau» erstmals durchgeführt: Mohammed Hamid hatte das Glück, in die Klasse aufgenommen zu werden. «Perspektive Bau» führt im Kanton Luzern wohnhafte Flüchtlinge in einem einjährigen Kurs an eine Grundausbildung im Bauhauptgewerbe heran (Maurer EFZ oder Baupraktiker EBA*). Der Kanton Luzern bietet diesen Lehrgang seit 2014 gemeinsam mit dem Baumeisterverband Luzern, den Maurerlehrhallen Sursee sowie ENAIP Schweiz an. Er umfasst insgesamt 226 Ausbildungstage inklusive zwei monatige Praktika auf dem Bau. Nach Abschluss des Lehrgangs können die Absolventen in der Regel nahtlos in eine Maurerlehre oder in eine Attestausbildung als Baupraktiker übertreten.
Viel profitiert
«Dieser Lehrgang war eine echte Chance», sagt Mohammed Hamid. Nach dem Qualifizierungskurs hatten alle Teilnehmenden eine Lehrstelle, die Kursleitung sorgte dafür. Profitiert hat er in diesem einjährigen Kurs viel: «Wir lernten intensiv Deutsch, für jede Person wurde der Lernstoff individuell zusammengestellt.» Wichtig waren auch der Allgemeinbildende Unterricht, Mathematik sowie Informatik. «Am schwierigsten war und ist für mich in der Berufsschule der Zeitdruck. Ich brauche mehr Zeit als andere, mehr Zeit zum Lesen und Verstehen», sagt Mohammed Hamid. Es macht ihm Mühe, unter Stress zu arbeiten. Der Lehrabschlussprüfung im Sommer blickt er jedoch zuversichtlich entgegen: «Diese werde ich bestehen, wenn ich auch viel investieren muss.»
Was er nach seinem Lehrabschluss machen wird, weiss er noch nicht. «Ursprünglich hatte ich das Ziel, zuerst als Maurer zu arbeiten und danach Bauführer zu werden.» Inzwischen jedoch ist er sich dessen nicht mehr sicher, ob es mit der Weiterbildung klappt. «Rechnen und Fachzeichnen ist schwierig für mich. Und der Theorieunterricht in der Weiterbildung zum Bauführer ist anspruchsvoll.» Mohammed Hamid will jetzt erst mal die Ausbildung abschliessen und das Gelernte in der Praxis umsetzen.
*EFZ: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis; EBA: Eidgenössisches Berufsattest (zweijährige berufliche Grundbildung)
Diesen Text schrieb ich für den Jahresbericht 2017 des SAH Zentralschweiz.
WIE DARF ICH SIE UNTERSTÜTZEN?
Wer sich eine Meinung über ein Unternehmen, eine Organisation oder ein Produkt bilden möchte, sucht Vertrauen. Geschichten vermitteln Werte und Botschaften, die dieses Vertrauen schaffen. Geschichten in Wort und Bild sprechen nicht allein den Verstand, sondern auch das Gefühl an. Das können rationale Argumente nicht.
Multimediale redaktionelle Inhalte
Mit Geschichten das Herz berühren – dieses Ziel verfolge ich in Wort und Bewegt-Bild (Videos). Ich plane, entwickle und erstelle multimediale redaktionelle Inhalte: Storys für Printmedien und Social Media. Mit Text- und Bildkompetenz entwickle ich für Sie zielgruppengerechten qualitativ hochwertigen Content. Mehr dazu
Kontaktieren Sie mich!
Möchten Sie die Kraft guter Geschichten nutzen? – Ich unterstütze Sie gerne mit Storytelling in Text oder Video. Kontaktieren Sie mich unverbindlich noch heute. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen!
Hinterlasse jetzt einen Kommentar