Endlich eigenes Geld verdienen

«Ich wollte wieder arbeiten und eigenes Geld verdienen», erzählt Najiba Thameur. Die 46jährige gebürtige Tunesierin mit Schweizerpass kam 1998 zusammen mit ihrem Ehemann in die Schweiz. Zwei Monate lang besuchte sie einen Deutschkurs, schon nach drei Monaten begann sie in einer Wäscherei zu arbeiten. Sie arbeitete mehrere Jahre lang – dann wurde sie Mutter. «Nach der Geburt meines ersten Kindes arbeitete ich anfänglich auch noch ausser Haus», erzählt Najiba Thameur. Erst nach der Geburt des zweiten Kindes gab sie ihre Stelle auf und engagierte sich ausschliesslich als Hausfrau und Mutter. Fürs Familieneinkommen sorgte ihr Gatte.

Belastende Familiensituation

Das Jahr 2004 veränderte das Leben der Familie Thameur einschneidend: Najibas Ehemann verunfallte bei der Arbeit schwer. Seither ist er nicht mehr derselbe. Woche für Woche besucht er Therapien, nimmt Schmerzmittel. Arbeiten kann er nicht mehr. Zwei Jahre lang lebt die Familie fortan von Beiträgen der Taggeldversicherung – dann bleiben diese aus. Najiba und ihrem Mann steht der schwere Gang aufs Sozialamt bevor – seither kommt dieses für den Lebensunterhalt der mittlerweile fünfköpfigen Familie auf. «Für mich war das eine schwierige Zeit», erzählt Najiba Thameur. «Die Familiensituation belastete mich sehr. Ich sehnte mich danach, rauszukommen, unter Leute zu gehen, etwas zu tun, zu arbeiten.»

Eines Tages besprach Najiba ihre Situation mit einer Sozialarbeiterin des Sozialdienstes ihrer Wohngemeinde. Von dieser hörte sie erstmals von den Ateliers für Frauen und davon, dass sie als Langzeitarbeitslose mit Anspruch auf wirtschaftliche Sozialhilfe zur Zielgruppe des Angebots gehöre. Sie könne dort etwas Neues lernen, sagte die Sozialarbeiterin. Und sie werde bei der Stellensuche unterstützt, beispielsweise beim Verfassen von Bewerbungsschreiben. – Najiba war sofort interessiert.

Arbeit, Austausch und Bewerbungsunterstützung

«Vom ersten Tag an habe ich mich in den Ateliers für Frauen wohl gefühlt», erzählt Najiba Thameur. Bei ihrem Eintritt wurden ihr die verschiedenen Ateliers gezeigt – Malen, Keramik, Floristik, Garten, Näh-, Papier- und Siebdruckatelier. «Am liebsten hätte ich im Nähatelier gearbeitet», blickt sie zurück, jedoch war kein Platz frei. Daher begann sie im Floristikatelier zu arbeiten – sechs Monate lang in einem 50%-Pensum. «Anfänglich hatte ich keine Ahnung, wie ich Blumen binden soll», lacht sie. «Sie zeigten mir alles, ich lernte und setzte eigene Ideen um.» Najiba gefiel es sehr im Floristikatelier, sie war mitten unter Frauen, die sie akzeptierten. Sie lernte viel neues, ihre Arbeit wurde geschätzt, sie erhielt Komplimente. «Nie hätte ich gedacht, dass ich so schöne Sträusse und Gestecke machen kann», erzählt sie. Jeden Dienstag unterstützte eine Arbeitsagogin sie beim Verfassen von Bewerbungsschreiben. «Alleine ein gutes Bewerbungsschreiben zu verfassen traute ich mir nicht zu, mein Deutsch war zu wenig gut.» Najiba Thameur hat sich in den sechs Monaten, in denen sie bei den Ateliers für Frauen arbeitete, oft beworben – für Logistikjobs, in Wäschereien, in der Reinigung – nie klappte es, die Absagen häuften sich. «Ich vermute, viele Arbeitgebende hat es abgeschreckt, dass ich ein Kopftuch trage», meint sie etwas traurig. Doch dann, eines Tages, steckte ihr eine Mitarbeiterin der Ateliers für Frauen eine Adresse zu und sagte, hier werde jemand für Reinigungsarbeiten gesucht.

Najiba packte ihre Chance, rief an, und durfte sich der Inhaberin einer Reinigungsfirma vorstellen. Beim ersten Termin begleitete diese Najiba zu einer Kundin und erklärte ihr, was sie machen solle – dann liess sie Najiba allein. Nach der Arbeit kam die Chefin wieder vorbei und kontrollierte Najibas Arbeit. So ging es ein paar Mal – jedes Mal war sie sehr zufrieden mit dem, was sie sah. Naijba erhielt immer mehr Aufträge. Sie bestand die einmonatige Probezeit und konnte einen Arbeitsvertrag abschliessen. Heute arbeitet Naijba etwa 40 %. Sie mache diese Arbeit gerne und schätze es, alleine und selbstverantwortlich zu arbeiten, erzählt sie «Es ist körperlich ein bisschen streng – aber ich bin zufrieden». Rückblickend war die Zeit in den Ateliers für Frauen sehr wichtig für Najiba: «Ich konnte weg von zuhause, mit anderen Menschen sprechen, Bewerbungen verfassen – und auch wieder Hoffnung schöpfen, dass sich unsere familiäre Situation verbessern wird», sagt sie. «Die Ateliers für Frauen waren für mich die Chance, wieder auf eigene Beine zu kommen!»

 

 

Diesen Text schrieb ich für die SAH News des SAH Zentralschweiz. Die Geschichte spielt in den Ateliers für Frauen.

WIE DARF ICH SIE UNTERSTÜTZEN?

Wer sich eine Meinung über ein Unternehmen, eine Organisation oder ein Produkt bilden möchte, sucht Vertrauen. Geschichten vermitteln Werte und Botschaften, die dieses Vertrauen schaffen. Geschichten in Wort und Bild sprechen nicht allein den Verstand, sondern auch das Gefühl an. Das können rationale Argumente nicht.

Multimediale redaktionelle Inhalte
Mit Geschichten das Herz berühren – dieses Ziel verfolge ich in Wort und Bewegt-Bild (Videos). Ich plane, entwickle und erstelle multimediale redaktionelle Inhalte: Storys für Printmedien und Social Media. Mit Text- und Bildkompetenz entwickle ich für Sie zielgruppengerechten qualitativ hochwertigen Content. Mehr dazu

Kontaktieren Sie mich!
Möchten Sie die Kraft guter Geschichten nutzen? – Ich unterstütze Sie gerne mit Storytelling in Text oder Video. Kontaktieren Sie mich unverbindlich noch heute. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen!

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*